Die Begleitung sterbender Menschen stellt eine der grössten emotionalen Herausforderungen in pflegerischen Berufen dar – insbesondere für junge Auszubildende oder Praktikantinnen, die zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert werden. In dieser Fallgeschichte wird von einer 14-jährigen Praktikantin berichtet, die während ihres Praktikums in einem Spital erstmals eine sterbende Bewohnerin betreuen musste. Die Situation entwickelte sich zu einer belastenden Erfahrung, nicht nur wegen der Konfrontation mit dem Tod, sondern auch aufgrund des unsensiblen Verhaltens des pflegerischen Teams. Die Schilderung verdeutlicht, wie bedeutsam eine einfühlsame Begleitung und professionelle Unterstützung junger Menschen in solchen Ausnahmesituationen ist.
Ich war 14 Jahre alt und absolvierte ein Praktikum in einem Spital.
Eines Tages kam der Moment, an dem meine erste Bewohnerin im Sterben lag. Meine Berufsbildnerin bat mich, regelmässig nach ihr zu sehen. Als es dann sehr ernst wurde, forderte sie mich auf, einen Stuhl zu nehmen, mich neben die Bewohnerin zu setzen, ihre Hand zu halten und sie beim Sterben zu begleiten.
Ich hatte grosse Angst und fühlte mich überfordert – es war das erste Mal, dass ich mit einer sterbenden Person allein sein sollte. Ich erklärte meiner Berufsbildnerin, dass ich mich dabei unwohl fühle, und fragte, ob die Türe offenbleiben könne oder ob jemand mit mir zusammen dabei sein könne. Doch sie sagte nur: „Das musst du auch lernen.“
Also setzte ich mich zögernd neben die Bewohnerin und hielt ihre Hand. Ich spürte ihre letzten Atemzüge – und plötzlich schien es, als sei sie verstorben. In Panik und voller Angst verliess ich das Zimmer und rief laut im Stationsbüro: „Frau X ist gestorben!“
Man konnte mir meine Aufregung ansehen – doch anstatt Verständnis zu zeigen, begannen alle zu lachen. Am lautesten lachte meine Berufsbildnerin, die kommentierte: „Na, wie war dein erstes Mal?“
Wir gingen gemeinsam ins Zimmer zurück. Sie bestätigte, dass Frau X verstorben war, ging dann ins Büro, um den Arzt zu informieren, und bat mich, bei der Verstorbenen zu bleiben.
Ich blieb mit Abstand neben dem Bett stehen, denn ich hatte Angst. Nach einigen Minuten trat ich näher, weil ich dachte, sie könne mir ja nichts mehr tun – sie war doch tot. Doch plötzlich atmete sie nochmals ein letztes Mal tief ein. Ich erschrak heftig, rannte erneut aus dem Zimmer und ins Büro.
Dort erklärte ich, dass Frau X anscheinend doch noch einmal geatmet hatte. Wieder lachten alle, und ich fühlte mich blossgestellt, verletzt und sehr unwohl. Tränen standen mir in den Augen. Ich blieb stark, absolvierte den Arbeitstag – aber die Situation hat mich noch lange Zeit innerlich beschäftigt und war für mich schwer zu verarbeiten.
Der geschilderte Vorfall macht deutlich, wie entscheidend eine empathische und verantwortungsvolle Begleitung von Lernenden im Gesundheitswesen ist – besonders in emotional fordernden Situationen wie der Sterbebegleitung. Die Reaktion des Teams war unangemessen und trug dazu bei, dass die Praktikantin sich verunsichert, blossgestellt und emotional überfordert fühlte. Für eine nachhaltige berufliche Entwicklung braucht es nicht nur fachliche Anleitung, sondern auch psychische Sicherheit und Respekt. Diese Fallgeschichte unterstreicht, wie wichtig es ist, junge Menschen nicht allein zu lassen, ihre Grenzen ernst zu nehmen und ihnen Raum zu geben, schwierige Erfahrungen zu verarbeiten.
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